Schmerzen am Schulterblatt sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Diese Beschwerden können durch verschiedene Faktoren wie schlechte Haltung, Stress oder muskuläre Dysfunktionen verstärkt werden.
In diesem Blogartikel werden wir die Themen Haltungsvariation, den Mythos der Triggerpunkte, passive Therapiemethoden, Skapuladyskinesie sowie den Einfluss von Stress auf Schulterblattschmerzen beleuchten. Abschließend sollen ein Blick auf die Vorteile einer aktiven Therapie und die Schlüssel zu Beschwerdefreiheit in diesem Bereich geworfen werden.
Die "korrekte Haltung" und ihre Tücken
Wahrscheinlich hast Du auch schon häufiger mal einen Kommentar bekommen, dass Du nicht so „durchhängen“ sollst. Du sollst Dich lieber aufrecht hin und die Schultern nach hinten ziehen!
Vor allem bei Schmerzen im Nacken oder in den Schulterblättern wird oft die Körperhaltung als Fehler angelastet. In der Schmerztherapie oder im Reha-Training habe ich oft die Anweisung beobachtet, die Schulterblätter nach hinten zu ziehen und eine "richtige Haltung" einzunehmen. Um ehrlich zu sein, habe ich diese Anweisung vor 6-7 Jahren selbst gegeben. Ich predigte die korrekte Ausführung und sah den Menschen als mechanisches Bauteil. Ein absoluter Trugschluss!
Diese Haltung kann zwar kurzfristig Erleichterung verschaffen, führt aber langfristig zu einer Einschränkung des Bewegungsspielraums. Sie kann die Schmerzen sogar noch verstärken. Eine zu starre Haltung fördert die Verarmung an Haltungsvariationen, unter denen wir in der Regel ohnehin leiden. Sie verhindert auch die natürliche, dynamische Bewegung der Schulterblätter, die für eine gut funktionierende neuromuskuläre Kopplung unerlässlich ist.
Variation ist die Perfekte Haltung
Du hast richtig gelesen. Es geht um Haltungsvariation und nicht um die „Perfekte Haltung. Einer meiner Lieblingsratschläge ist: „Die nächste Haltung ist die beste“.
Eine der Hauptursachen für Schmerzen am Schulterblatt ist die mangelnde Haltungsvariation. Viele Menschen verharren über längere Zeiträume in statischen Positionen, sei es am Schreibtisch, vor dem Computer oder beim Fernsehen. Diese einseitigen Belastungen führen zu muskulären Dysbalancen und Überlastungen, die sich in Schmerzen äußern können. Regelmäßige Positionswechsel und dynamische Bewegungen sind entscheidend, um die Muskulatur gleichmäßig zu belasten, lokal den Stoffwechsel wieder anzukurbeln und Überlastungen zu vermeiden.
Ich höre den ein oder anderen schon in meinen Ohren: „Aber bei mir ist es anders, ich habe so richtige Knoten am Schulterblatt. Mir wurde gesagt, das sind „Triggerpunkte“ und die müssen weggedrückt werden, damit die Schmerzen endlich weggehen!“
Der Mythos der Triggerpunkte
Ein weit verbreiteter Ansatz in der Schmerztherapie ist die Behandlung von Triggerpunkten. Diese kleinen, verhärteten Bereiche in den Muskeln sollen Schmerzen verursachen und können durch Druck oder Massage gelöst werden. Allerdings gibt es zunehmend Studien, die die Existenz von Triggerpunkten in Frage stellen. Eine Studie von Quintner et al. (2015) kommt zu dem Schluss, dass das Konzept der myofaszialen Triggerpunkte auf unzureichender wissenschaftlicher Evidenz beruht und alternative Erklärungen für muskuläre Schmerzen in Betracht gezogen werden sollten. Also doch lieber Wärme, Massage und Strom?
Passive Therapiemethoden: Kurzfristige Linderung oder langfristige Lösung?
Passive Therapiemethoden wie Massage, Ultraschalltherapie, Elektrotherapie und Wärmeanwendungen zielen darauf ab, Schmerzen zu lindern und die Muskulatur zu entspannen. Während diese Methoden kurzfristig Linderung bringen können, fehlt es oft an solider wissenschaftlicher Evidenz, die ihre langfristige Wirksamkeit bei Schulterblattbeschwerden unterstützt. Eine systematische Übersicht von Desmeules et al. (2015) zeigt, dass passive Therapiemethoden oft nur kurzfristige Effekte haben und keine signifikanten Verbesserungen in der langfristigen Schmerzbewältigung oder Funktionsverbesserung bieten.
Wie so häufig, ohne da esoterisch klingen zu wollen, liegt die Heilung nicht im Außen, sondern im Innen. Lass uns mal reinschauen!
Die Vorteile einer aktiven Therapie
Aktive Therapiemethoden, wie gezielte Übungen und Bewegungsprogramme, bieten im Gegensatz zu passiven Ansätzen eine langfristige Lösung für Schulterblattbeschwerden. Aktive Therapie stärkt die Muskulatur, verbessert die Beweglichkeit und fördert eine gesunde Körperhaltung. Eine systematische Überprüfung von Page et al. (2016) zeigt, dass aktive Übungen signifikante Verbesserungen in Schmerzreduktion und Funktion bei Patienten mit Schulterschmerzen bewirken können. Durch aktive Therapie wird nicht nur die Muskulatur gekräftigt, sondern auch die Bewegungskoordination und -kontrolle verbessert.
Skapuladyskinesie: Die unterschätzte Ursache
Ein weiteres wichtiges Thema im Zusammenhang mit Schulterblattschmerzen ist die Skapuladyskinesie. Dieser Begriff beschreibt eine schlechte Kopplung der Bewegung der Schulterblätter zum Schulterhauptgelenk und dem Oberarm. Durch muskuläre Dysbalancen oder eine fehlerhafte Ansteuerung der Muskulatur (Schulterblätter hinten unten!) verursacht werden kann. Eine Studie von Kibler et al. (2013) zeigt, dass Skapuladyskinesie häufig mit Schulterschmerzen assoziiert ist und eine gezielte Therapie erforderlich macht. Übungen zur Verbesserung der Skapulakontrolle und -stabilität können hier eine effektive Lösung darstellen. Der „Magic Key“ ist hier häufig ein Muskel, der von vielen stiefmütterlich behandelt wird, von den beiden Rhomboiden und dem Serratus Anterior! Oder: Das Gleiten vom Schulterblatt über die Rippen.
Das Scapulo-thorakale Gleitlager: Der Schlüssel zur Schmerzfreiheit
Das Scapulo-thorakale Gleitlager spielt eine zentrale Rolle in der Schulterfunktion. Es ermöglicht eine reibungslose Bewegung der Schulterblätter auf dem Brustkorb und ist entscheidend für die Stabilität und Bewegungsfreiheit der Schulter. Eine dysfunktionale Bewegung in diesem Bereich kann zu Schmerzen und Einschränkungen führen. Übungen, die die Beweglichkeit und Stabilität des Scapulo-thorakalen Gleitlagers fördern, sind daher essenziell in der Behandlung von Schulterblattbeschwerden. Dies beinhaltet Mobilisationsübungen, die gezielte Kräftigung der umgebenden Muskulatur und insbesondere die Verbesserung der neuromuskulären Kontrolle.
Wenn ich meine Schultern immer hinten unten habe, dann kann auch nichts gleiten. Aber das ist noch nicht alles. Glaub mir, als Sportwissenschaftler und Personal Trainer mag ich körperliche Optimierungsstrategien – Schmerz hat aber mehr Facetten!
Stress und seine Auswirkungen auf Schmerzen am Schulterblatt
Stress ist ein weiterer bedeutender Faktor, der zur Entstehung von Schmerzen am Schulterblatt beitragen kann. Hohe Stresslevel führen zu einer erhöhten Muskelspannung und können chronische Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich verursachen. Studien haben gezeigt, dass Stress eng mit muskulären Schmerzen verbunden ist. Eine Untersuchung von Sharma et al. (2016) fand heraus, dass Personen mit einem hohen Stresslevel eine erhöhte Prävalenz von Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich aufwiesen. Eine weitere Studie von Smith et al. (2009) bestätigt diese Verbindung und betont die Bedeutung von Stressmanagement im Rahmen der Schmerztherapie.
Bei der aktiven Therapie arbeiten wir nicht nur muskulär und mechanisch, sondern auch unser Hormonsystem gibt richtig Vollgas beim Sport. Glückshormone rauschen durch Deine Blutbahn und zeigen Dir eins: Du bist nicht Opfer Deiner Schmerzen, sondern kannst aktiv etwas daran tun. Den Beweis kannst Du Dir im Training holen. Wo wir in der Psychologie beim Motiv der „Selbstwirksamkeitserwartung“ wären.
Bio-Psycho ist damit abgedeckt, jetzt kommen wir zu Sozial: Aktive Therapie oder auch „Training“ muss Du nicht allein machen, hol‘ Dir doch einen Kumpel oder eine Freundin dazu, wenn es gar nicht anders geht natürlich auch einen Coach und genieß gemeinsam die Gute Zeit und das gute Resultat, Dir etwas Gutes getan zu haben!
Schmerzen am Schulterblatt richtig deuten und danach effektiv lindern
Schmerzen am Schulterblatt können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter eine Armut der Haltungsvariation, muskuläre Dysbalancen, fehlerhafte Bewegungsmuster und Stress. Die Behandlung sollte daher multidimensional sein und neben körperlichen auch psychologischen Aspekten berücksichtigen. Regelmäßige Bewegung, gezielte Übungen zur Verbesserung der Skapulakontrolle, eine dynamische Haltung und effektives Stressmanagement sind entscheidende Elemente einer erfolgreichen Therapie. Indem wir diese Ansätze integrieren, können wir die Schmerzen lindern und die Lebensqualität nachhaltig verbessern. Aktive Therapieansätze schlagen passive in jedem Belang und machen Dich nachhaltig selbstwirksam, stark und gesund!