Der Begriff Reizdarm ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Tatsächlich ist ein Reizdarm heute eine der häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen. Inzwischen leiden ca. 20% der Bevölkerung in Deutschland darunter. Damit ist man also definitiv nicht alleine.
Typische Symptome sind Blähungen, Bauch-, Darmkrämpfe, Verstopfung und/oder Durchfall. Werden für diese Symptome keine organischen, das heisst körperliche, Ursachen gefunden, wird meist die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für all die oben genannten Symptome.
Trotz der klassischen Symptome ist ein Reizdarm bei jedem anders und sehr individuell. Eine einheitliche Symptomatik gibt es nicht. Das macht es gar nicht einfach, Reizdarmbeschwerden zu behandeln.
Unter den verschiedenen Symptomen zu leiden, oftmals seit Jahren, schränkt das Leben in vielen Bereichen massiv ein. Sie bestimmen den Alltag von vielen Betroffenen. Das macht eine normale Lebensführung kaum möglich. Auswärts essen, Freunde treffen, die Arbeit, Ausflüge und Reisen können schnell zur Qual werden. Mit diesen alltäglichen Dingen werden große Ängste, nicht selten auch Panik verbunden. Was, wenn mein Drang, auf die Toilette zu gehen, so gross ist, aber keine Toilette in der Nähe ist? Was, wenn ich das Essen nicht vertrage? Was wenn ich vor Schmerzen kaum noch laufen kann?
Zum Thema Reizdarm existieren viele Meinungen. Es sei nicht heilbar, nur Kopfsache, es gäbe keine bekannten Ursachen – um mal einige davon zu nennen. Doch was steckt wirklich hinter dem Reizdarm? Warum leiden immer mehr Menschen darunter? Was lässt sich machen, wenn diese Diagnose gestellt wurde?
Auf diese Punkte möchte ich hier mal genauer eingehen. Wenn Du darunter leidest oder Dir diese Symptome sehr bekannt sind und Dich täglich begleiten, dann möchte ich Dir Hoffnung machen. Du musst Dich nicht Dein Leben lang damit herumschlagen. Als ehemalige Reizdarm-Betroffene, weiss ich, dass jeder in der Lage ist, alle Beschwerden loszuwerden.
Was sind die Ursachen von einem Reizdarm?
Die enttäuschende Erkenntnis nach vielen Arztbesuchen lautet: die wirklichen Ursachen des Reizdarms bleiben ungeklärt. Nicht selten werden die Symptome auf die Psyche geschoben. Psychosomatik ist da das Stichwort. Auch wenn die Psyche eine nicht zu unterschätzende Rolle beim Reizdarm spielen kann, ist sie nicht die einzige Ursache. Eine Psychotherapie alleine wird die Symptome nämlich nicht zum Verschwinden bringen. Das zeigt, dass mehrere Faktoren einwirken. Meist sind diese nicht so einfach zu entdecken.
In fast allen Fällen liegt einem Reizdarm jedoch ein Ungleichgewicht der Darmflora zugrunde. Dabei ist das Verhältnis zwischen guten und schlechten Darmbakterien nicht mehr ausgewogen.
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Sehr häufig ist eine Dünndarmfehlbesiedlung das Problem. Sie stellt eine Fehlbesiedlung der Bakterien im Dünndarm dar. Konkret befinden sich im Dünndarm Bakterien, die nicht dahin gehören, sondern im Dickdarm angesiedelt sind. Die Folge sind Blähungen und Gase, die durch Vergärungsprozesse entstehen.
Doch wie kommt es überhaupt dazu? Einflüsse, die sich auf das Ungleichgewicht im Darm auswirken sind: Stress, schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung, lange Medikamenteneinnahme, vergangene Magen-Darm-Infektionen.
Wenn Du das jetzt weißt, fragst Du Dich vermutlich, was Du konkret tun kannst, wenn Du unter all diesen Beschwerden leidest. Es gibt tatsächlich sehr viel, was Du tun kannst - das zeige ich Dir im Folgenden.
Was hilft bei Reizdarm-Beschwerden?
Vielfach werden vom Arzt die einzelnen Symptome behandelt, um Besserung herbeizuführen. Dass das langfristig nicht zu den gewünschten Resultaten führt, ist insofern logisch, da der Körper nicht als Ganzes und komplexes Konstrukt betrachtet wird.
Reizdarm-Symptome haben komplexe Zusammenhänge mit Gehirn, Immunsystem & anderen Organen. Der Fokus auf die gezielte Behandlung einzelner Symptome ist daher auf die Dauer nicht sehr wirksam. Viel eher muss der Mensch als Ganzes betrachtet werden.
Eine wirksame Methode, die Reizdarmsymptomatik anzugehen, ist, die persönliche(n) Ursache(n) ausfindig zu machen. Zudem ist es sinnvoll, typische Auslöser auf ein Minimum zu reduzieren. Da jeder Mensch einzigartig ist, muss sich jeder auf die eigene Ursachen- & Auslöser-Suche begeben.
Hilfreiche Fragen auf der Suche nach der Ursache und worüber Du nachdenken könntest, sind:
- Seit wann habe ich diese Beschwerden?
- Hatte ich zur damaligen Zeit einen Infekt?
- Hat sich zu dieser Zeit grundlegend etwas im Leben verändert?
Ein Ess- & Beschwerdetagebuch zu führen, kann anfangs helfen, gewisse Muster zwischen Lebensmittel und Beschwerden zu finden. Da nicht jeder Reizdarm-Betroffene gleich auf dieselben Lebensmittel reagiert.
Die Ursachen verstecken sich meist und sind nicht sehr offensichtlich, weshalb es einiges an Reflektion bedarf. Ich kann Dir aber sagen, dass sich das für Dich schlussendlich sehr lohnen wird. Kommst Du den Ursachen und den problematischen Auslösern Deiner Reizdarmbeschwerden auf die Spur, so wird es einfach, die Problematik direkt an der Wurzel zu packen. Das ist der langfristige Ansatz. Kennst Du die Ursache, kannst Du Dich auf die Heilungsreise begeben und die Beschwerden nach und nach loswerden.
Was kannst Du machen, wenn die Symptome akut sind?
Dafür habe ich Dir hier fünf sehr wirksame Tipps aufgelistet:
1) Entschleunigung & Entspannung: Stressreduktion kann die Symptome enorm reduzieren. Dafür sind Atemübungen sehr effektiv und einfach durchzuführen. Sie entspannen den Organismus auf schnellste Art und Weise, sodass sich besonders auch der Verdauungstrakt beruhigen kann.
2) Sich viel Zeit für Mahlzeiten nehmen: Dabei solltest Du keine Ablenkungen haben. Handy, Laptop und Musik darfst Du gerne auf nach der Mahlzeit verschieben. Denn wichtig ist, voll und ganz beim Essen zu sein. Bewusst und oft kauen und nichts zum Essen zu trinken, hilft, die Verdauungsorgane auf die Verarbeitung der Mahlzeit vorzubereiten.
3) Dankbarkeit: Du fragst Dich, was das mit den Darmbeschwerden zu tun hat? Wer für eine Sache dankbar sein kann, wird im selben Moment kaum Stress verspüren können. Dankbarkeit kann den Körper in Nullkommanichts mit positiven Gefühlen überfluten. Das wirkt sich auf die Verdauungsorgane besonders entspannend, was wiederum die Beschwerden lindert.
4) Leichte Bewegung: Besonders dann, wenn Du unter Verstopfung leidest, solltest Du Bewegung einbauen. Am besten eignen sich Yoga, lange Spaziergänge und Schwimmen. Achte darauf, dass es leichte Sportarten sind. Vermeide sehr intensives Krafttraining und Cardio, solange Du unter akuten Beschwerden leidest.
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5) Auf verarbeitete Lebensmittel gänzlich zu verzichten, kann Großes bewirken: Zusätzlich hilft es, Deine Ernährung auf naturbelassene Schonkost umzustellen, um kurzfristige Linderung herbeizuführen. Wenn die Symptome besonders akut sind, ist Schonkost sehr hilfreich, denn sie entlastet Dein Verdauungssystem und Deinen Darm. Das hilft jedoch nur im Moment und ist keine nachhaltige Lösung der Reizdarmproblematik. Schonkost und Lebensmittel für immer zu streichen, führt nicht zur Heilung der Symptome.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dem Reizdarmsyndrom in den allermeisten Fällen ein Ungleichgewicht der Darmflora zugrunde liegt. Es gibt viele Auslöser, die die Reizdarmsymptome verstärken oder aufrechterhalten. Die Unterstützung der Darmflora, sowie Strategien, Stress zu reduzieren, bilden den Kern bei der Bekämpfung vom Reizdarm.
Es ist durchaus möglich, einen Reizdarm loszuwerden, auch wenn oft von dem Gegenteil die Rede ist. Mit dem richtigen Wissen, viel Geduld und Vertrauen ist ein beschwerdefreies Leben in für jeden Betroffenen in Reichweite.