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Was ist Neuroathletik-Training? – Fit & schmerzfrei werden

Was ist Neuroathletik-Training? – Fit & schmerzfrei werden

Das Gehirn beeinflusst die sportliche Leistungsfähigkeit? Das klingt zunächst nicht ganz glaubhaft. Doch die Neuroathletik, welcher sich schon vieler Leistungssportler und auch immer mehr Freizeitsportler anvertrauen, bringt beachtliche Ergebnisse hervor. Erfahre im folgenden Artikel die wichtigsten Anhaltspunkte dazu.

Bevor wir loslegen, gehen wir ein paar Jahre zurück. Ich sitze gerade in Bonn, auf meinem ersten sogenannten „Neuroathletik-Workshop“ und habe eigentlich keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Einer meiner besten Freunde hatte mir diese Fortbildung geschenkt, da er wusste, dass dieses Thema etwas für mich sein könnte… und wie Recht er hatte!

In meinem ersten Neuro-Athletik-Workshop dachte ich nach einiger Zeit: „die wollen mich doch wohl verarschen! Gleich kommt Kai Pflaume um die Ecke und fragt mich, ob ich Spaß verstehe…“ – natürlich nicht, ich bin ja Deutscher.

Die Eindrücke waren so überraschend, beeindruckend und wirr zugleich, dass ich dieses Thema erst einmal wieder sein lies und mich anderen Projekten widmete. Dann folgten drei weitere Workshops in München, die mich komplett fesselten und mich endgültig in die Neuro-Schiene mitnahmen.

Was ist Neuroathletik und für wen ist es geeignet?

Das Neuro-Athletik-Training ist für alle Sportler geeignet, die ein Gehirn besitzen, also für fast alle. Wenn mich heute meine Kunden / Athleten fragen: „Was ist überhaupt Neuro-Athletik?“ dann antworte ich ihnen immer mit diesem bildhaften Vergleich:

„Stell Dir vor, Dein Gehirn ist der Vermieter und Deine Persönlichkeit / Dein Wesen ist der Mieter und Dein Körper ist die Wohnung. Immer dann, wenn Du die Wohnung kaputt machen willst, gibt es eine auf den Sack, vom Vermieter!“

Etwas professioneller ausgedrückt: Dein Gehirn empfängt durchgehend Daten aus allen Regionen des Körpers und bewertet diese. Dies geschieht permanent und automatisch. Schon bevor wir selbst etwas empfinden oder wahrnehmen, hat unser Gehirn die Informationen bereits verarbeitet und entsprechende Schritte eingeleitet. Je „schlechter“ diese Informationen sind, desto risikoreicher / gefährlicher wird die Einschätzung des Gehirns.

Im Neuroathletik-Training befassen wir uns vor allem damit, dem Gehirn weniger „Risiko“ zu vermitteln. Dadurch steigen Stabilität, Beweglichkeit, Kraft, Geschwindigkeit usw. und Schmerzen können gezielt reduziert werden.

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Wer von euch schon mal so ein „komisches Gefühl“ vor einer Bewegung empfunden hat, der hat eine direkte Warnung vom Gehirn an das Bewusstsein erfahren. Aber auch andere Signale wie Schwäche, Unbeweglichkeit, Ermüdung und natürlich Schmerz, sind effektive Mittel des Gehirns, um uns an bestimmten Tätigkeiten zu hindern. Wir selbst, also unsere Persönlichkeit, hat also viel weniger „mitzureden“ als gedacht!

So funktioniert die Risiko-Bewertung im Gehirn

Das Gehirn wird euch so lange wie nötig und so heftig wie nötig daran hindern, den Körper in Gefahr zu bringen. Diese Gefahr kann für uns selbst einerseits nachvollziehbar, aber andererseits auch nur schwer nachvollziehbar sein. Wenn wir uns absichtlich in die Hand schneiden wollen, dann fällt uns das ziemlich schwer, als würde uns jemand daran hindern. Wir sind gehemmt, diese Bewegung durchzuführen. Dies erscheint uns logisch und leicht nachzuvollziehen.

Dein Gehirn als Manager Deines Körpers

Es gibt aber Menschen, die können beispielsweise allein mit ihrem eigenen Körpergewicht keine einzige Kniebeuge ausführen. Früher dachte man, dass diese Menschen einfach zu schwach oder zu unbeweglich sind, aber heute ist man sich der „Risiko-Bewertung“ des Gehirns bewusster. Wenn es diesen Menschen nicht gelingt, die Wirbelsäule zu stabilisieren, wird das Gehirn den Bewegungsumfang hemmen, um den Körperstamm zu schützen. Ansonsten gibt es keinen logischen Grund, warum wir mit der Schwerkraft nicht nach unten kommen, oder?

Dein Gehirn als Manager Deines Körpers

Damit es etwas einfacher ist, nenne ich immer nur DAS Gehirn anstelle, von DEN Gehirnen. Eigentlich müsste man das ganze Thema noch durch die linke und die rechte Gehirnhälfte und diverse Bereiche teilen, dadurch wird es aber nicht gerade einfacher.

Wie oben schon erwähnt, ist die Stabilität der Wirbelsäule sehr wichtig. Wenn das Gehirn die einzelnen Wirbelkörper nicht gut wahrnehmen kann, diese also somit nicht gut stabilisieren kann, dann wird es die Beweglichkeit und die Kraft in den Extremitäten runterfahren. Denn durch die Wirbelsäule fließt das Rückenmark und die Nervenbahnen. Diese sind nichts anderes als direkte Verlängerungen des Gehirns und somit extrem wertvoll und schützenswert. (Gehirn + Nervenbahnen = ZNS)

Würde das Gehirn große Bewegungen und Kräfte in den Extremitäten zulassen, bei einer gleichzeitig instabilen Wirbelsäule, so wäre das Risiko einer Verletzung sehr hoch.

Der Schutz des Schädels, der Wirbelsäule und der Gelenke hat einen sehr hohen Stellenwert in diesem System. Aber es geht nicht nur um Knochen. Auch z.B. die Blutgase und somit die Atmung ist ein sehr wichtiger Teil. Deswegen sollte jeder gute Sportler auch an seiner Atmung arbeiten.

3 Beginner-Anwendungen im Neuroathletik-Training

Im Folgenden möchte ich Dir drei wesentliche Anwendungen vorstellen und anhand passender Übungen näherbringen. Lerne die Grundbausteinen Wahrnehmung, Ansteuerung der Sprunggelenke und der Stabilisierung des Schädels kennen.

#1 Wahrnehmung herstellen

Und wie können wir nun an unseren Defiziten arbeiten? Im Neuro-Training geht es ganz viel um Wahrnehmung. Und zwar um eine verbesserte Ansteuerung verschiedener Regionen im Körper. Wenn ich etwa einen Athleten mit einem instabilen Knie habe, dann arbeite ich „neurologisch“ direkt am Knie und an den umliegenden Regionen. Hier hilft beispielsweise eine Manipulation mit der Vibrationspistole direkt am Gelenk. Man kann das Gelenk aber auch abklopfen, drücken, stechen, reiben, es Hitze oder Kälte aussetzen – egal was, wir wollen Aufmerksamkeit im Gehirn erzeugen.

Mit Neuro-Stimulationen zu starten, macht aus meiner Sicht großen Sinn, da unsere Hardware nur mit einer gut funktionieren Software erst so richtig laufen kann. Also Bewegung anschauen, dann einen Stimulus erzeugen, Bewegung wieder anschauen und vergleichen. Was nach zwei bis drei Versuchen keine echte Verbesserung erzielt, wird auch durch mehr Anwendung keinen großen Effekt mehr bringen und muss ersetzt werden.

Diese „Technik für eine verbesserte Wahrnehmung“ habt ihr schon oft im Sport gesehen oder vielleicht instinktiv bei euch selbst angewandt. Wenn der Trainer dem Gewichtheber auf den oberen Rücken klopft, bevor er zur Hantel geht oder wenn ihr euch auf die Oberschenkel trommelt, bevor der nächste Satz in der Beinpresse dran ist. Dadurch habt ihr für mehr Aufmerksamkeit und eine verbesserte Wahrnehmung gesorgt.

Fazit: Verbessere die Wahrnehmung von vermeintlich „schwachen“ Körperregionen mit den oben genannten Methoden. Es reichen 15-20 Sekunden Stimulus, ein- bis zweimal. 

#2 Gelenke mobilisieren

Gelenke sind extrem wichtig! Deswegen erkennt das Gehirn auch hier eine große Gefahr, wenn ein Gelenk nicht sauber läuft. Nachdem Du einen Stimulus am Gelenk gesetzt hast, solltest Du es gezielt ansteuern. Erst ohne und dann auch gerne mit Widerstand, z.B. mit einem Fitnessband.

Teste doch mal die verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten in Deinen Sprunggelenken. Wenn Dir ein Unterschied oder eine Einschränkung auffallen sollte, dann erst stimulieren, Powerband anlegen und gezielt durchbewegen. Läuft es danach runder / besser, dann hast Du etwa 20-30 Minuten Zeit, um dieses optimierte Gelenk mit neuen und sauberen Bewegungen anzulernen / zu trainieren. Je öfter man diese Abfolge kombiniert, desto besser werden die Bewegungen. Und schon bald, muss das Gelenk nicht immer aufs Neue „angelernt“ werden.

Steuere Deine Gelenke an Sprunggelenk

Fazit: Die Sprunggelenke sind ideal, um mit dem Neuro-Training warm zu werden. Eine verbesserte Stabilität, Mobilität und Ansteuerung in den Füßen, wirkt sich positiv auf den gesamten Körper aus. Ein Auto fährt sich auch besser, wenn alle vier Reifen richtig aufgepumpt sind und guten Grip auf der Straße haben.

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#3 Stabilisation Deines Körpers

Im Kopf wohnt das Gehirn, auch wenn man das bei manchen Personen in Frage stellen könnte. Und das Gehirn will STABIL in seinem Schädel sitzen. Die Stabilisatoren der Halswirbelsäule sind sehr wichtig. Ein erster Schritt in die Welt des Neuro-Trainings wäre also ein Stabilisationstraining gezielt für die HWS. Je stabiler die HWS, desto besser der Rest.

Versuche mal auf der Stelle zu gehen mit geradem Kopf, mit Kopf nach links und rechts gedreht. Fällt Dir hier eine Instabilität auf, hast Du gleich einen Ansatz, an dem Du arbeiten kannst.

Fazit: Dieser Artikel ist natürlich nur ein Versuch, die riesige Welt der Neuro-Athletik kurz und knapp zu erklären. Aber mit Grundbausteinen: Wahrnehmung, Ansteuerung der Sprunggelenke und der Stabilisierung des Schädels, solltest Du nach einiger Zeit bereits gute Ergebnisse erzielen können und Dein Training verbessern.

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Autor / Experte

Fitminex-Blog-Autor-Ludwig-Kupferschmid

Ludwig Kupferschmid

Ich arbeite seit vielen Jahren als medizinischer Trainer mit dem Schwerpunkt „Neuro“ und das auch ziemlich erfolgreich. Menschen von Schmerzen zu befreien ist meine absolute Passion geworden. Und anscheinend mache ich das ziemlich gut, da ich inzwischen kaum noch Werbung machen muss und meine Neukunden fast ausschließlich über Weiterempfehlungen bekomme. Darauf bin ich sehr stolz und sehr dankbar.

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