Resilienz beschreibt die Widerstandsfähigkeit und Belastbarkeit in Krisensituationen. Wer Wege kennt, sich in solch einer Lage selbst zu helfen, erlebt durchaus weniger Stress im Alltag. Resiliente Menschen können Schicksalsschläge deutlich besser verarbeiten. In diesem Artikel erfährst Du, woraus sich die Resilienz zusammenfügt und wie Du diese letztlich auch trainieren und stärken kannst.
Schon während der Schwangerschaft, wird der Grundstein für unsere geheime Superkraft, die Resilienz, gelegt. Auch die ersten Kindheitsjahre danach sind prägend, wie hoch diese Fähigkeit ausgeprägt ist. Die Kraft, um die es sich handelt, ist unsere Fähigkeit, während und nach Krisen, bei Problemen und in Stresszuständen flexibel und kraftvoll zu reagieren, ohne daran zu zerbrechen. Manche nennen sie daher auch schlicht: Unsere innere Widerstandskraft. Die gute Nachricht lautet: Resilienz ist eine Kraft, die man trainieren und ausbauen kann und dafür braucht man zunächst kein Fitnessstudio. Das Leben ist bekanntlich fordernd genug.
Mit den richtigen Methoden kann jeder seine Resilienz steigern und sein Leben damit bewusst nach seinen Wünschen, Wertvorstellungen und Zielen gestalten.
Wie zeichnet sich Resilienz aus?
Resilienz ist nicht von Geburt an vorhanden. Sie entwickelt sich durch positive Bezugspersonen und frühe Unterstützung in der Kindheit. In erster Linie braucht es Menschen, die Sicherheit und Verlässlichkeit vermitteln. Resilienz ist ein wesentliches Merkmal unserer Persönlichkeit. Bisher sind ist man davon ausgegangen, dass die Persönlichkeitsmerkmale starr sind. Forscher der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig konnten jedoch nachweisen, dass sich Charaktereigenschaften im Laufe des Lebens verändern. Das bedeutet, dass Resilienz auch erlernt werden kann.
In der Psychologie zeichnet sich Resilienz durch eine hohe Belastbarkeit und innere Stärke aus. Resilient zu sein bedeutet, Belastungen standhalten zu können und sich nicht von schweren Schicksalsschlägen aus der Bahn werfen zu lassen. Resiliente Menschen sehen ihr eigenes Leben nie als machtlos und hilflos an. Anstatt in Lebenskrisen in Selbstmitleid zu versinken, gibt ihnen ihre Resilienz die Kraft, das Tief zu überwinden und sich den Herausforderungen neu zu stellen. Es zeichnet sich eben dadurch aus, dass man in Bewegung bleiben kann, elastisch und stark zugleich. Man fühlt sich im Flow, sorgt selbstständig für Entspannung und Pausen. Man schätzt sich und andere mehr wert. Das äußert sich sowohl in der Ausdrucksweise als auch in achtsamem Verhalten.
Kein Leben ist perfekt, das weißt Du sicherlich am besten. Einige Wissenschaftler halten Lebenskrisen sogar für die Regel, nicht für die Ausnahme. Alle Menschen brauchen sie - ohne Ausnahme.
Beachte diese 6 Schritte für mehr Resilienz
Nachdem Du nun erfahren hast, was Resilienz ist, möchten wir Dir darlegen, wie Du Deine Resilienz stärken kannst. Ausgehend von einer Lebenskrise, in der die Fähigkeit zur Resilienz entscheidend sein kann, lernst Du in sechs Schritten, wie Du gestärkt daraus hervorgehst und für zukünftige Krisen widerstandsfähiger wirst.
#1 Krisen in Chancen umwandeln
Vom Liebeskummer bis zur Bandscheiben-OP oder dem Verlust eines geliebten Menschen, kann jede Krise, die wir bereits überstanden haben, Lernpotential und Trainingsmöglichkeiten zum Wachsen anbieten. Zwei, drei erhebliche Lebenskrisen fallen einem da sicherlich sofort ein.
Was waren die Chancen und Lernfelder in Deiner letzten Krise, insbesondere die, die Du noch nicht klar sehen konntest? Es gibt genügend Menschen, die nichts oder sehr wenig aus ihren Fehlern lernen. Darüber hinaus gibt es viele, die noch nicht bereit sind, die Chancen, die in jeder Krise und auch in vielen Problemen stecken, zu erkennen. Manchmal zählt man auch selbst dazu. Zum Erkennen der Lernpotentiale wäre unter anderem
- ein Perspektivwechsel notwendig.
- wichtig, währenddessen oder hinterher die entsprechenden Fragen zu stellen.
- hilfreich, in einem ausgeglichenen gesundheitlichen Zustand zu sein.
#2 Lerne aus den durchlebten Krisen
Man könnte sagen, Menschen drehen noch die ein oder andere Ehrenrunde, um sich wiederholt mit dem jeweiligen Problem, dem Stress oder der Krise auseinandersetzen. Folglich werden Fehler abermals wiederholt. Und das hat vielfältige, individuelle, selbst genetische Gründe. Nicht falsch verstehen: Altbewährtes hat auch Ehrung verdient. Nur nicht dann, wenn es nicht mehr zur Lösung der Problematik und des einhergehenden, meist belastenden Gefühlszustands beiträgt.
Unser Gehirn greift nur leider zu gern auf genau das angebliche Lösungs-Muster zurück, welches ihm selbst am besten bekannt ist. Selbst wenn eine Änderung der bisherigen Gewohnheiten offensichtlich notwendig ist, wird das eigene Verhalten nur geringfügig oder unzureichend korrigiert.
Diese Entschlossenheit am Altbekannten festzuhalten, hält so lange an, bis das individuelle Drama seinen Lauf nimmt und die Umstrukturierung der alten Gewohnheiten werden angegangen.
#3 Prüfe Deine Glaubenssätze
Die Höhe des Grads der Anpassung, in der Lernerfahrung in unserem Gehirn, ist nun entscheidend, wie nachhaltig dieses neue Verhalten sich verankert. Je geübter wir in resilientem Verhalten sind und je höher diese Kraft in uns ausgeprägt ist, umso schneller finden wir Wege, mit solchen Krisen umzugehen. Wir umfahren sie, wir buddeln drunter durch, wir steigen drüber, wir sprengen sie weg, wir bauen eine Tür ein. Aber wir fahren nicht mehr vielfach mit voller Kraft dagegen. Man braucht aber nicht immer Schmerz und Drama, um Veränderungen hervorzurufen. Es geht auch anders.
Lösungsorientierung ist hierbei ein wichtiger Schlüsselfaktor. Darüber hinaus gehört auch eine gewisse Zielorientierung und gesunder Optimismus dazu. Man übt sich also daran, zu glauben, dass die Herausforderung in irgendeiner Form überwindbar ist. Man braucht noch nicht wissen, wie die Lösung lautet, nur dass es eine geben wird.
Eine gute Portion Pessimismus im Verhältnis zum Realismus verhindert, dass man sich völlig naiv verhält und glaubt, alles sei ein Kinderspiel. Es ist immer das, was man glaubt. Den Gedanken folgen die Emotionen. Es lohnt sich also auch die eigenen Glaubenssätze zu überprüfen, wenn man Resilienz trainieren will. Statt: "Das schaff ich eh nicht. Ist viel zu schwer." Das bringt Dich viel weiter: „Was, wenn´s ganz einfach geht? Es darf auch leicht gehen. Ich bin auch nur ein Mensch und darf Gefühle haben. Ich darf vertrauen.“
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#4 Vertraue auf den Optimismus
Unser Denken wird also auf die Probe gestellt: Einerseits kann man mit dem so genannten "Worst-Case-Szenario" alles durchdenken, was nach Gefahr riecht, und so die Stressoren von Zeit zu Zeit entmystifizieren. Andererseits kann auch der beste anzunehmende Fall durchgespielt werden und man kann so einen weitenden Perspektivwechsel einnehmen. So entsteht beispielsweise die Bombenidee, ein innovatives Flugobjekt zu erfinden, welches die Reisewelt zukünftig auf den Kopf stellt und nebenbei unsere "Mauer" überwinden könnte.
Eine Defokussierung auf das Thema hilft ebenfalls. Gehe spazieren, mache Deinen Kopf frei und verschaffe Dir eine neue Perspektive auf das Problem, anstatt Dich die ganze Zeit auf die Herausforderung zu fokussieren. Überprüfe die Krise, den Stressor, auch auf die folgenden Faktoren: Ist es generell sinnvoll, das Hindernis zu umgehen? Ist es machbar und ist es verständlich? Warum, was, wie und wozu überhaupt?
Da sind die drei Faktoren der Sinnhaftigkeit, der Verstehbarkeit und die der Machbarkeit. Schaffst Du es, alles zufriedenstellend zu beantworten, dann steht uns dem Lösungsfindung wohl nichts mehr im Weg. Finden wir aber eine unzureichende Antwort, dann könnte es damit zu tun haben, dass es irgendwo in unserem Getriebe noch quietscht.
#5 Lerne Dich selbst besser kennen
Für einen resilienten Menschen ist es unabdingbar, sich selbst wahrzunehmen und zu reflektieren. Ist man Teil des Problems, ist man auch Teil der Lösung. Dies führt dazu, dass man selbstwirksam bleibt und die Kontrolle über das Steuerrad nicht abgibt.
Man sollte sich also ehrlich diese Frage stellen: Funktioniert alles richtig oder übersehe ich etwas?
Durch Selbstwahrnehmung und Reflexion stellt man sich selbst die entsprechenden Fragen, sodass die eigene Selbstwirksamkeit gewährleistet bleibt. Dadurch rückt die Antwort auf die Frage nach dem „Wie?“ immer näher. Für diesen Schritt können auch andere Menschen hilfreich sein. So können diese Fragen beispielsweise deutlich unkomplizierter in einem Dialog mit einer weiteren Person geklärt werden.
Der Mensch ist ein multidimensionales Wesen und setzt sich neben den biologischen, psychologischen auch aus sozialen Aspekten zusammen. Gute Beziehungen zu anderen Menschen und natürlich sich selbst eingeschlossen geben unserem Gehirn Sicherheit und Halt. Es ist ein soziales Organ. Sich mit der Welt um uns herum zu verbinden, zu binden oder auch loszulassen, gehört zum Repertoire sozialer Fähigkeiten eines resilienten Menschen.
#6 Ersetze Widerstand mit Weitblick
Zurück zu dem Gedanken, dass die vorliegende Herausforderung mit der richtigen Lösung überwunden werden kann. Für diese Option braucht es eine gewisse Kreativität und innovatives Denken.
Anspannung und Erstarren: Wenn ein Mensch allerdings im Stress ist, dann kann er nicht wirklich kreativ sein. Das Gehirn befindet sich vermeintlich in Gefahr und ist dann evolutionär bedingt, im Modus von Anspannung oder Dagegen sein. Alternativ schaltet man auf Fluchtmuster oder Erstarren.
Mit dem Problem anfreunden: Und dann gibt es noch die Menschen, die Sich mit dem Problem anfreunden. Das ist nicht zu verwechseln mit einem weiteren wichtigen Faktor für Entfaltung von Resilienz: der Akzeptanz. In diesem Modus bleibe ich bis zu einem gewissen Grad passiv und unterwerfe mich oder kümmere mich um das Problem. Ich erlaube mir, sinnbildlich abgelenkt zu werden.
Akzeptanz: Die Akzeptanz der Herausforderung öffnet den Raum für weitere Fragen und damit auch für Selbstwirksamkeit. Wenn diese unveränderlich scheint, dann kann ich bewusst entschließen, dass ich sie akzeptieren kann. Oder man geht gedanklich auf eine Ebene darüber und entscheidet, dass man akzeptiert, dass man das Problem dieser Situation niemals akzeptieren kann.
So gelingt es, Probleme oder Herausforderungen zeitversetzt nochmal anzugehen. In einem resilienten Zustand bleibt man entscheidungsfähig. Jede nicht getroffene Entscheidung entzieht dem Menschen wertvolle Energie. Das Gehirn toleriert Energieverlust nur im bestimmten Maße, bevor wir in den Stressmodus wechseln, mit den oben beschriebenen Reaktionsmustern.
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Resilienz kann einfach sein
Was kannst Du also jetzt gleich für Dich tun, damit Du Dich weniger gestresst und wieder handlungsfähiger fühlst? Falls Dir nichts einfällt, starte damit, einfach mal eine Minute durchzuatmen. Oder mit einem Witz. Humor hilft.
Es ist ok, wenn man mit kleinen Schritten startet. Die Hauptsache ist: Wir bewegen uns überhaupt weiter. Denn wir wissen ja alle, dass der Weg das Ziel ist.