Kennst Du das Gefühl, wenn Dir ein elektrischer Schlag durch das Bein läuft oder es sich anfühlt, als ob Dir 1000 Ameisen über den Hintern laufen? Vielleicht hast Du auch Taubheitsgefühle an den Füßen? Wenn Du eines oder mehrere dieser Symptome schon mal hattest, dann leidest Du vermutlich an einer Ischialgie. Was das ist, warum der Ischiasnerv nicht immer der Grund für Deine Schmerzen ist und wie Du sie loswirst, erfährst Du in diesem Beitrag.
Was ist der Ischiasnerv und wo verläuft er?
Die meisten haben schon einmal davon gehört, doch die wenigsten wissen, was es ist. Der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus). Er ist der dickste Nerv unseres Körpers und verläuft über die Rückseite des Oberschenkels. Er dient dazu, die Empfindungen aus den unteren Extremitäten an das zentrale Nervensystem weiterzuleiten.
Er entspringt den Spinalnervensegmenten L4-S3, hat seinen Ursprung somit im Bereich des unteren Rückens. Verdeckt vom Gesäßmuskel (M. gluteus maximus) verläuft der Ischiasnerv über die Oberschenkelrückseite (Ischiocruralmuskulatur) bis in die Kniekehle. An dieser Stelle verzweigt sich der Nerv in zwei Unterschenkeläste, dem Peronäusnerv (Nervus peronaeus) und dem Tibialisnerv (Nervus tibialis).
Wenn im Verlauf des Ischias Schmerzen auftreten, dann spricht man von einer sogenannten Ischialgie. Hierbei kann es zu einer Großzahl verschiedener Symptome kommen.
Welche Symptome weisen auf den Ischiasnerv hin?
Die auftretenden Symptome fallen bei jedem Menschen anders aus. Dennoch beschreiben die meisten Patienten Symptome, die sich in die folgenden drei Kategorien einteilen lassen.
- Taubheitsgefühle
- Lähmungserscheinungen
- Ausstrahlender Schmerz
Die auftretenden Taubheitsgefühle, sowie Lähmungserscheinungen werden von Patienten oft mit einem “Kribbeln” oder “Ameisen” auf dem Bein beschrieben. Weiterhin ist für eine Ischiasproblematik eine Ausstrahlung des Schmerzes charakteristisch. Hierbei wird der Schmerz oft mit einem “elektrischen Schlag” verglichen. Man spricht dann von radikulären (aus der Nervenwurzel stammenden) Schmerzen. Dies unterscheidet den Ischias zum Beispiel eindeutig von einem Hexenschuss.
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Ursachen für Ischias-Schmerzen
Auch wenn Bandscheibenvorfälle meist die Hauptursache für Ischias-Probleme sind, können auch andere Erkrankungen zu einer solchen Problematik führen. Beispielsweise kann eine Bandscheibenvorwölbung ebenfalls für eine solche Schmerzsymptomatik sein. Prinzipiell kann jede Erkrankung, die zu erhöhtem Druck auf den Ischiasnerv sorgt, die Ursache für Schmerzen sein. Im Folgenden sind ein paar Beispiele aufgelistet.
• Wirbelkörperverletzungen
• Tumore
• Gelenkrheuma
• Entzündung einer Bandscheibe und der angrenzenden Wirbelkörper (Spondylodiszitis)
• Eiteransammlungen (Abszesse)
• Blutergüsse (Hämatome)
Schmerzen durch Bandscheibenvorfall oder Entzündung?
Da beides zu ähnlichen Symptomen führen kann, ist es für den Laien meist schwer, zwischen beiden Ursachen zu unterscheiden. Wenn sich die Schmerzen beim Husten, Niesen, Pressen (Stuhlgang) oder durch Bewegung verschlimmern, kann von einem Bandscheibenvorfall ausgegangen werden. In seltenen Fällen kann auch das Wasserlassen und die Stuhlentleerung gestört sein. Wenn die Ursache der Ischias-Schmerzen eine Entzündung ist, erkennt man dies daran, dass die Schmerzen nachts zunehmen.
Behandlung von Schmerzen am Ischiasnerv
Die Behandlung von Ischias-Schmerzen hängt von der Ursache, Schwere sowie Dauer der Beschwerden ab. Bei manchen Patienten heilt der betroffene Nerv von selbst. Hierbei lassen die Schmerzen meist nach wenigen Tagen, aber maximal nach sechs Wochen nach. Dennoch gilt es, bei jedem Patienten eine schnelle Schmerzlinderung herbeizuführen. Dadurch lässt sich einer Chronifizierung der Schmerzen entgegenwirken.
Sofort-Hilfe bei Ischias-Schmerzen
Bei akut auftretenden oder sehr starken Schmerzen des Ischiasnervs gilt es, den Nerv zu entlasten. Eine Hochlagerung der Beine kann hierbei sehr hilfreich sein.
Ein sogenanntes Stufenbett kann man sich sehr gut selber bauen, indem man sich auf den Rücken legt und die Beine unterlagt. Dabei sollte die Erhöhung des Unterschenkels so hoch ausfallen, dass sowohl Knie- als auch Hüftgelenk ungefähr im rechten Winkel (90 Grad) gebeugt sind. Dadurch werden mögliche Verklemmungen des Nervs gelockert und es kommt zu einer sofortigen Schmerzlinderung.
Neben einer sofortigen Hochlagerung der Beine empfiehlt Dr. Ingo Froböse den Einsatz von Wärme in Form eines Wärmekissens oder eines Bades, sowie eine vorsichtige Dehnung der Gesäßmuskulatur und des unteren Rückens.
Ischias-Schmerzen medikamentös behandeln
Auch diese Behandlungsform wird bei akuten Schmerzen eingesetzt. Meist haben die Schmerzen eine Entzündung als Ursache. Antibiotika können in solchen Situationen die Schmerzen lindern und für eine kurzzeitige Entspannung des Gewebes sorgen. Auch bei Eiteransammlungen, die ebenfalls auf den Ischiasnerv drücken können, kommen meist medikamentöse Mittel zum Einsatz.
Ischias-Schmerzen konservativ behandeln
Für eine langfristige Behandlung von Ischiasbeschwerden ist eine konservative Behandlung unabdingbar. Hierbei gilt es, verspannte Muskulatur zu lockern, Fehl- und Schonhaltungen zu korrigieren, sowie die Wirbelsäule zu stabilisieren. Bei Letzterem sorgt eine Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur für das gewünschte Ergebnis.
Eine angespannte Muskulatur kann durch verschiedene Methoden zu einem normalen Muskeltonus zurückgeführt werden:
- Wärmebehandlungen
- Massagen
- Faszientraining
Obwohl Wärmebehandlungen und Massagen zu einem sehr guten Ergebnis führen, wird dennoch ein Faszientraining empfohlen. Denn durch ein besseres Zusammenspiel von Muskel und Faszie kommt es zu einer langfristigen Schmerzlinderung.
Eine weitere entscheidende Rolle spielt die eigene Beweglichkeit. Wer regelmäßig seinen Hüftbeuger und die Oberschenkelrückseite dehnt, hat weniger Probleme mit verkürzter Muskulatur. Dadurch wird das Becken in die richtige Position gebracht. Dies dient wiederum der Stabilisierung der Wirbelsäule.
Letztlich empfiehlt sich bei einer Ischiasproblematik ein ganzheitlicher Ansatz. Dieser ist in Form einer Bewegungstherapie zu finden. Hierbei kommen sowohl Elemente der Krankengymnastik als auch der Rückenschule zum Einsatz. Wichtig ist, dass geschultes Personal die Übungsauswahl trifft, um keine Komplikationen herbeizuführen.
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Der Pseudo-Ischias behandeln
Neben den klassischen Ischiasschmerzen gibt es auch den sogenannten Pseudo-Ischias (oder Piriformis-Syndrom) . Dabei haben die auftretenden Schmerzen keine nervale Ursache. Sie werden durch muskuläre Dysbalancen ausgelöst. Der Muskulus Piriformis ist oft die Ursache.
Dieser ist für die Außenrotation des Hüftgelenks zuständig und kann bei einseitiger Belastung verkrampfen. Dabei schwillt er an und drückt aufgrund seiner anatomischen Lage auf den Ischiasnerv. Somit wird der Nerv eingeklemmt und es kommt zu ähnlichen Symptomen wie bei einer Ischialgie. Die nahezu gleiche Symptomatik führt sogar oft zu unnötigen Operationen. Das beklagt zumindest Dr. Dieter Veith, Orthopäde aus Emmendingen, im Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau".
Bei der Behandlung geht es vor allem darum, einseitige Belastungen zu vermeiden. Wer den ganzen Tag vor dem Computer oder im Auto sitzt, sollte sich einen Sport suchen, der die Alltagsbelastungen ausgleicht. In diesem Fall sollte man beispielsweise auf das Rudergerät oder Fahrrad verzichten und lieber schwimmen oder laufen gehen.
Dies sorgt für die nötige Bewegung, wodurch der Piriformis entspannen und die Reizung nachlassen kann. Auch kurze Stehpausen kombiniert mit leichter Gymnastik, wirken entlastend und stärken gleichzeitig den Rücken und somit die Bandscheiben.
Da starke Schmerzen wiederum zu einer stärkeren Verspannung des Piriformis führen können, sind Schmerzmittel meist der erste Weg zu Besserung. Dadurch ist es Betroffenen möglich, sich wieder zu bewegen, wodurch sich der Muskel wiederum entspannen kann.
Schmerzen am Ischias gezielt lindern
Ischias-Schmerzen können zu unangenehmen Empfindungssymptomen führen. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein und sollten immer erst von einem Arzt abgeklärt werden. Bei akuten Fällen lohnt es sich, medikamentös zu arbeiten, um die Schmerzen zu lindern. Auch eine Stufenlagerung der Beine ist bei akuten Fällen erfolgversprechend.
Langfristig sollten die Schmerzen allerdings mithilfe einer Bewegungstherapie behandelt werden. Dabei empfiehlt es sich immer, geschultes Personal in Anspruch zu nehmen. Dieses kann mit gezielter Übungsauswahl zu schnellen und sicheren Ergebnissen führen. Grundsätzlich wird Patienten mehr Bewegung empfohlen, um einen Rückfall zu vermeiden.