Statt mit Fertiggerichten sollten wir unsere Teller lieber mit frischem Obst und Gemüse vollpacken. Doch Lektine, die besonders in pflanzlichen Lebensmittel enthalten sind, sollen gar nicht so ungefährlich sein. Ist das alles nur Panikmache oder steckt da wirklich etwas dahinter?
Stell‘ Dir mal vor, Du wachst morgens auf und auf einmal knabbert irgendwas an Deinem Arm. Du wüsstest Dich natürlich zu wehren und würdest den Arm wegziehen oder den Feind mit beeindruckender, kampfsportlicher Raffinesse in die Flucht schlagen. Aber wie würde eine Pflanze eigentlich mit solch einer Situation umgehen?
Pflanzen können offensichtlich nicht um sich schlagen oder treten. Sie gehören wie wir Menschen auch zu den Lebewesen. Der Unterschied zwischen einem Menschen und einer Pflanze ist schwer zu übersehen. Das, was uns aber vereint, ist der Drang nach Fortpflanzung beziehungsweise der Drang, zu überleben. Dementsprechend geben sich auch Pflanzen nicht einfach geschlagen, sondern lösen solche Problemchen auf ihre eigene Art, genauer gesagt mithilfe von chemischen Mitteln und Wegen. Das Stichwort lautet hier: Lektine!
Was sind Lektine?
Lektine sind Proteine oder Glykoproteine, die zu den Antinährstoffen gehören. Sie sind in Pflanzen enthalten und stellen sowas wie das Abwehrsystem der Pflanze dar. Wenn eine Pflanze gegessen wird oder durch einen Fressfeind bedroht wird, dann kann sie sich nicht körperlich verteidigen, sondern löst das mithilfe von Lektinen ganz stilvoll. Lektine funktionieren so, dass sie die Gesundheit oder das Wohlbefinden der Fressfeinde so fundamental beeinträchtigen, dass sie sich schleunigst von den Pflanzen distanzieren. Lektine manifestieren sich also nicht postwendend in einem blauen Auge, sondern setzen den Fressfeinden eher allmählich zu.
Sie können sich an bestimmte Zuckerreste anheften und sich so an Zellen oder Zellmembranen binden. Ihre wesentliche Eigenschaft ist also die Zell-Zell-Erkennung und Zellbindung. Daher rührt auch ihr Name, der sich vom lateinischen Wort legere ableitet, was "lesen, auswählen" bedeutet - und das hat sowohl positive als auch negative Folgen. Doch wie wirken Lektine auf den Menschen?
Was lösen Lektine aus?
Auch für den Menschen sind diese Lektine nicht ganz ungefährlich. Vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem sollen anfällig dafür sein. Wenn sie durch unseren Körper ins Blut gelangen, heften sie sich an andere Zellen, beispielsweise an unsere roten Blutkörperchen, die dann verklumpen und den Transport von Sauerstoff und Nährstoffen behindern. An den Stellen, an denen sie sich im menschlichen Organismus festsetzen, können sie Entzündungsreaktionen auslösen.
So führen sie beispielsweise zu Unwohlsein, Übelkeit oder in extremeren Formen sogar zu Lähmungen. Oft bemerken wir diese negativen Auswirkungen von Lektinen allerdings nicht sofort, weil ihre Wirkkraft oder die aufgenommene Dosis zu gering ist, um sich in sofortigen Symptomen niederzuschlagen. Deutlich gravierender als ihre kurzfristigen Auswirkungen sind allerdings die langfristigen Folgen der Aufnahme von Lektinen. Leaky-Gut-Syndrom, Morbus Crohn oder auch Migräne sind hier nur beispielhaft zu nennen.
Mit Lektinen ist es wie mit dem Rauchen. Auch wenn Du nicht direkt nach der ersten Zigarette Lungenkrebs bekommst, führt der tägliche Verzehr hier immer weiter ins Verderben und genau aus diesem Grund sollte diesen kleinen Schadstoffen eine große Bedeutung zugeschrieben werden.
Darauf solltest Du bei Deiner Ernährung achten
Lektine kommen in pflanzlichen Nahrungsmitteln vor. Eine sinnvolle Lösung, sich vor Lektinen zu schützen, ist allerdings nicht, komplett auf pflanzliche Nahrungsmittel zu verzichten. Dafür würden wir dringend abraten. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten große Mengen an wertvollen Nährstoffen, wie Vitaminen, Mineralstoffe und Spurenelemente. Mit diesen Tipps kannst Du die Folgen von Lektinen nahezu gänzlich vermeiden.
#1: Konsum von Getreideprodukten bewusster gestalten. In nahezu allen Getreidesorten stecken große Mengen an Lektinen. Es ist also empfehlenswert, nur verarbeitete Getreideprodukte zu essen. Proteine denaturieren bei hohen Temperaturen, so werden auch Lektine unschädlich. Das Lektin in Getreide gilt als besonders hitzebeständig, aber auch diese geben irgendwann nach. Haferflocken solltest Du vor dem Verzehr 15-20 Minuten in Wasser quellen lassen. Ein Getreide, das Du gänzlich ohne Bedenken essen kannst, ist Hirse.
#2: Die Zubereitung von Gemüse ist entscheidend. Lektine sind in vielen Gemüsesorten enthalten, darunter Auberginen, Kartoffeln, Zucchini oder auch Tomaten. Es möglich, die Lektine von Gemüsesorten unkompliziert zu entfernen. Sie kommen aber zum einen hauptsächlich in der Schale und in den Kernen vor und zum anderen können sie durch hohe Temperaturen zerstört werden.
Solche Lektine kannst Du also leicht entfernen, indem Du die Lebensmittel entsprechend schälst und die Kernchen entfernst oder diese ganz unkompliziert im Schnellkochtopf zubereitest. Durch das Vakuum, das beim Kochen erzeugt wird, werden fast alle Lektine komplett zerstört. Lektine denaturieren ab ca. 75°C aufwärts nach und nach. So zerstört 5-minütiges Kochen den Großteil aller Lektine.
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#3: Hülsenfrüchte unbedingt in Wasser einlegen. Und auch in Hülsenfrüchten wie in Erbsen, Kichererbsen oder Linsen und Bohnen. Bohnen, Erdnüsse und Cashewnüsse sind unglaublich viele Lektine enthalten. Das beste Beispiel dafür ist die Rizinusbohne, die ein Lektin enthält, das so gefährlich für uns ist, dass 6 kleine rohe Böhnchen davon einen erwachsenen Menschen innerhalb von Sekunden töten würden.
Bereits Urvölker wussten über die Auswirkungen von Lektinen Bescheid. Sie haben Bohnen vor dem Verzehr mehrere Tage in Wasser eingelegt und dann lange gekocht. Diese Zubereitungsart hat sich nicht ohne Grund bis heute durchgesetzt und auch für Dich ist dieser uralte, aber sehr weise Tipp sehr empfehlenswert!
Lektine als Ursache von Migräne
Immer mehr Menschen sind von Migräne betroffen. Migräne kann den Alltag erschweren und das täglichen Leben stark einschränken. Ärzte verschreiben bei Migräne meist sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika, also Schmerzmittel wie beispielsweise Paracetamol. Alternativmedizinisch wird Migräne gerne mit Kälte- und Wärmetherapie behandelt. Fakt ist allerdings, dass diese plötzlich auftretenden Kopfschmerzen, die teilweise sogar zu Übelkeit oder Erbrechen oder auch Lichtempfindlichkeit führen können, unglaublich eng mit der Ernährung zusammenhängen.
Krankheiten, die Symptome in unserem Kopf auslösen, wie beispielsweise Migräne, hängen stark mit dem, was wir täglich zu uns nehmen, zusammen. Und dabei spielen auch Lektine eine große Rolle. Die Verbindung zwischen Verdauungssystem und Gehirn ist der Vagusnerv.
In der Vergangenheit ist man davon ausgegangen, dass das auf einer monolaterale Kommunikation basiert. Das heißt, dass das Gehirn ausschließlich entsprechende Signale an den Darm sendet. Es bestand also die Theorie, dass der Vagusnerv eine Einbahnstraße war.
Heutzutage weiß man allerdings, dass für jede Verbindung, die vom Gehirn zum Darm führt, ebenfalls Verbindungen folgen, die vom Darm zum Gehirn führen. Lektine können so den Vagusnerv bis ins Gehirn hochklettern und dort für Entzündungen sorgen. Neueste Studien zeigen, dass Lektine auch als Art Taxi funktionieren. Pestizide oder Insektizide heften sich an die Lektine und werden dann so quasi ins Gehirn transportiert. Pestizide will keiner im Körper haben und erst recht nicht im Gehirn.
Möchtest Du Migräne vermeiden, solltest Du also bei der Ernährung beginnen. So bekommen Lektine erst gar nicht die Chance, einen solchen Schaden anzurichten. Ernähre Dich bewusst und bleibe gesund!